Menschen werden zu Frauen oder Männern gemacht, ohne daß sie ganz darin aufgehen. Menschen werden zu "Ausländern" und "Inländern", zu AfrikanerInnen, TürkInnen, KurdInnen oder zu Deutschen, Österreiche rInnen, US-AmerikanerInnen gemacht, ohne daß sie nur dies wären. Ein junges Beispiel ist, daß Menschen auch zu "Ossis" oder "Wessis" gemacht werden können, indem sie als unterschiedlich wahrgenommen und be schrieben werden. Prozesse, wie Differenz geschaffen und von den Einzel nen angeeignet wird, waren also nach der Vereinigung auch zwischen den Deutschen zu beobachten. In diesem Buch geht es uns um dreierlei: Einmal wollen wir verschiedene Beiträge zur Analyse der wechselseitigen Prozesse, durch die Geschlecht und Ethnizität sozial geschaffen und konstruiert werden, liefern. Zugleich wollen wir das Wechselverhältnis zwischen Ansätzen deutscher und englischer bzw. US-amerikanischer Feministinnen und feministischer Theoretikerinnen aus anderen Regionen und Kontinenten sichtbar machen. Wir wollten nicht die Klage wiederholen, daß "der weiße Feminismus" nur auf sich selbst sieht, sondern wir wollen andere und neue Sichtweisen ein bringen. Es geht aber nun nicht darum, eine vorherrschende Sicht durch ein neues einheitliches Muster abzulösen. Vielmehr faszinieren uns die Möglichkeiten der "wechselnden Blicke"; indem wir verschiedene Perspek tiven in der feministischen Theorie austauschen und durchspielen, lernen wir Neues über uns und die Anderen. Dabei sehen wir uns aber im Streit zwischen Kulturrelativismus und Universalismus nicht auf der kulturrela tivistischen Seite, war doch der eurozentrisch auftretende Universalismus, der andere Zugänge außerhalb seines eigenen Kanons negiert hat, nicht wirklich universal (siehe Sarkhoch in diesem Band).