Russland: Das Imperium meldet sich zurück.§Ryszard Kapuscinski schrieb seinen Klassiker, als sich das Weltreich verabschiedete. Seine Reportagen, seine Diagnosen bleiben aktuell: Die Grenzen innerhalb der ehemaligen Sowjetunion stellen eine gefährliche Zeitbombe dar, schrieb er zu Beginn der 90er-Jahre.§Bei Imperium handelt es sich nicht um eine Momentaufnahme, sondern um Erfahrungen aus fünfzig Jahren, das macht die Tiefenschärfe dieser Reportagen aus, daraus speist sich ihr diagnostischer Blick in die Zukunft. §Ryszard Kapuscinski schildert seine ersten Begegnungen: 1939 erlebte er noch als Kind den Einmarsch der sowjetischen Truppen in seine Heimatstadt Pinsk, die heute zu Weißrussland gehört; er wurde zum Zeugen der ersten Deportationen und zum Opfer der folgenden "Umerziehung". Nach Stalins Tod reiste er als junger Journalist durch die ganze Union und sah, was dort geschah nicht nur in Moskau, sondern auch in Sibirien und Mittelasien.§In der Zeit von 1989 bis 1991 schildert er den Zerfall des Imperiums. Ohne Dolmetscher, ganz auf eigene Faust, durchstreifte Ryszard Kapuscinski das unermessliche Land, von Brest bis Magadan am Pazifik, von Workuta bis Termez an der afghanischen Grenze. In seinem Postskriptum von 1992 fasst dieser große reisende Reporter seine Augenzeugenschaft aus einem halben Jahrhundert im "Heimatland aller Werktätigen" zusammen.§Ryszard Kapuscinski, 1932 in der Kleinstadt Pinsk geboren, gilt als "Reporter des Jahrhunderts". Jahrzehntelang war er in Asien, Amerika und Afrika als Korrespondent und reisender Schriftsteller unterwegs. Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt, in der Anderen Bibliothek sind erschienen: "Afrikanisches Fieber" (Band 177), "Imperium" (Band 104), "Der Fußballkrieg" (Band 71), "König der Könige" (Band 123). Er starb 75-jährig im Januar 2007. Zuletzt wurde "Meine Reisen mit Herodot" (Band 252) als Extradruck der Anderen Bibliothek wieder zugänglich gemacht.