»Diese ewige Anklage des Christentums will ich an alle Wände schreiben, wo es nur Wände gibt ich habe Buchstaben, um auch Blinde sehend zu machen...«Nietzsches Auseinandersetzung mit der Religion und seine polemisch vorgetragene Kritik am Christentum mündet schließlich in eine Kritik an seiner Zeit.Der Antichrist ist eines von Nietzsches Spätwerken, welches (in wenigen Wochen) 1888 niedergeschrieben wurde. Dieses an sich kleine Büchlein beinhaltet unglaublich viel. Es verlangt dem Leser allerdings auch Einiges ab und sei es nur mit der Kraft der Polemik Nietzsches umzugehen. Man kann den Antichristen auf viele Weisen lesen, man kann vieles überlesen, daher erfordert das Buch auch große Wachsamkeit. Es ist unglaublich anregend, man kann vieles über sich selbst lernen, über das Christentum und die Kirche. Nietzsche selbst wuchs als Pfarrerssohn auf und sollte eigentlich die theologischen Gewänder seinesVaters ausfüllen, der sehr früh verstarb. Daher erlebt man auch den ernsthaften Versuch einer Kritik an den Religionen. Große Theologen haben das Buch als hilfreich verstanden und dankbar angenommen, was sicher nicht die schlechteste Art ist mit dieser Schrift umzugehen. Bewundernswert ist, neben dem kritischen Geiste, auch die sprachliche Brillanz, die man in Nietzsches Schriften finden kann. Ist der Leser kritisch genug und Liebhaber wundervoller Sprache, so wird er durch dieses Büchlein auf beeindruckende Weise bereichert.