Der Begriff Vivisektionen bezeichnet Eingriffe an lebenden Organismen, die dem Zweck dienen, mehr über ihre Funktionsweise herauszufinden. In gewisser Weise wenden ein solches Verfahren auch die Theoretiker an, die Axel Honneth hier porträtiert: Sie greifen mit ihren Entwürfen in den Fluss der Ereignisse ein, um ihm Erkenntnisse abzuringen, die sie für ihre Theorien fruchtbar machen können. Ob nun Franz Rosenzweig zu Beginn des Jahrhunderts, Siegfried Kracauer während der Weimarer Republik oder Judith Shklar im Schatten des Holocaust, sie alle ziehen aus ihren Vivisektionen der Gegenwart Rückschlüsse auf einen angemessenen Begriff der Geschichte, der Gesellschaft oder der Politik.